Gil Shohat Presseberichte

6.4.09

Westfalia verliert Spiel und Anschluss

Zwei kurze Aussetzer entscheiden das Spitzenspiel gegen den Bonner SC. Ausgerechnet der Ex-Herner Rene Lewejohann profitiert von Andre Lindenblatts Patzer und lässt sich als Schütze des einzigen Tores feiern.

SC Westfalia Herne - Bonner SC 0:1

Tor: 0:1 (56.) Lewejohann.

SCW: Lindenblatt - Barton, Baum, Mustroph (85. Allali), Kluy - Gebauer, Tahiri - Behrend (70. Özdemir), Badur - Onucka (82. Gidaszewski), Setzke.

BSC: Shohat - Nachtigall, Wiwerink, Niang, Binder - Adnaouene (69. Atulahi), Moschny, Bork (61. Canizalez) - Karnay - Rennie, Lewejohann (69. Aydogmus).

SR: Karl-Markus Schumacher.

Zuschauer: 1000.

Wolfgang Volmer

Frank Schulz ist zurück, das Glück aber hat er nicht mitgebracht. Im Gegenteil. Nach einem bitteren, weil völlig unnötigen 0:1 gegen den Bonner SC hat der SC Westfalia gleich am zweiten Arbeitstag des neuen, alten Trainers den Kontakt zu den Aufstiegsplätzen einstweilen verloren. Auf der Suche nach neuen Zielen fiel auch dem Vorgänger und Nachfolger des am Freitag entlassenen Christoph Schlebach nicht viel Kreatives ein: „Wir spielen auf jeden Fall weiter und wollen versuchen, noch möglichst viele Punkte einzufahren.”

Was hätte Schulz auch sonst sagen sollen. Natürlich können die Herner das Fußballspielen nicht einstellen und die Saison vorzeitig beenden, nur weil zwei Protagonisten der gestrigen Partie kurze, aber folgenschwere Aussetzer hatten. Zunächst war es André Lindenblatt, der am liebsten unter die Grasnarbe zu den Maulwürfen gekrochen wäre. Der Herner Torwart nahm Michael Baums Rückpass etwas umständlich an, holte auch noch zeitraubend aus, statt den Ball einfach zu Mirko Mustroph weiterzuleiten, und schoss den auf ihn zustürmenden René Lewejohann an. Und ausgerechnet der Herner Junge, dem im SCW-Trikot nichts, aber auch gar nichts gelungen war, konnte sich als Schütze des goldenen Tores feiern lassen (56.). Ein Treppenwitz der neuesten Herner Fußballgeschichte.

Voreiliger Pfiff

Es wäre aber nicht das goldene Tor geblieben, hätte Karl-Markus Schumacher nicht acht Minuten später etwas voreilig in seine Pfeife geblasen. Weil sein Assistent bei Dominik Behrends Pass in die Gasse gezuckt haben soll, pfiff Schumacher Abseits und Arben Tahiri somit ein reguläres Tor ab. Der Referee ahnte wohl, dass er daneben lag, lief zum Assistenten, ließ sich aufklären – und setzte das Spiel mit Schiedsrichterball fort. Das war schon eine Art „Schuldeingeständnis”, wie es Schulz auch aus Schumachers Mund gern noch gehört hätte. Geändert hätte es nichts. Shit happens.

Leidenschaft ist da

Mit diesen Schlüsselszenen erklärt sich das Ergebnis. So schmerzlich das aus Herner Sicht war: Die gut 1000 Fans nahmen auch viel Positives mit nach Hause. Was Einsatzfreude, Laufbereitschaft, Leidenschaft anging, war ihre Westfalia gegenüber den letzten Spielen nicht wiederzuerkennen. Bis zur letzten Sekunde der Nachspielzeit rannten die Herner an, um wenigstens noch eine Punkteteilung zu erzwingen. Vergeblich. Marko Onucka knallte aus zwölf Metern über das Gebälk (66.), Gökhan Özdemir zielte aus spitzem Winkel knapp vorbei (72.), Tim Gebauers Direktabnahme lenkte BSC-Keeper Gil Shohat mit einer Superparade zur Ecke (75.) – der SCW hatte auch nach dem nicht gegebenen Treffer gute Chancen zum Ausgleich, der aufgrund des Sturmlaufes in der zweiten Hälfte auch mehr als verdient gewesen wäre. Dass die Gäste auch das zweite und dritte Tor hätten nachlegen können, als Herne am Ende mit Mann und Maus stürmte, interessierte niemanden mehr. Und auch anderes war längst vergessen. Zum Beispiel die tollen Paraden, mit denen der spätere Pechvogel Lindenblatt seine Elf bei Binders Kopfball (2). und Borks Freistoß (39.) in einer insgesamt ausgeglichenen ersten Halbzeit vor einem Rückstand bewahrt hatte.